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Carney - Part 1

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bejay89's avatar
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Unser Konvoi marschierte langsam durch den dicht bewachsenen Wald. Links und Rechts vom Weg reihten sich die Bäume dich an dicht und nur durch das lichtere Laubdach über dem Pfad, fiel das grelle Sonnenlicht ein.
Es war ein heißer, schwüler Sommertag und wegen des dichteren Blätterdaches über uns, staute sich sowohl die Hitze, als auch die Feuchtigkeit.
Meine Männer und ich hatten das Gefühl, in unseren Rüstungen gegart zu werden und sogar unsere Pferde stapften mühselig und schwitzend über den vertrockneten Boden.
Ich führte eine Gruppe von sechs Mann, auf dem Weg durch den Wald, der das Königreich Gunderbale von dem unseres Herren, König Umbrich, teilte.
Wir begleiteten eine kleine Kutsche. Hinter den zugezogenen Samtvorhängen saß Josephin, die jüngste Tochter aus dem Hause Gunderbale. Mit ihr reiste auch ihre Zofe, die stets darauf bedacht war, dass alles zur Zufriedenheit ihres Schützlings erledigt wurde.
Mit den beiden hatte ich bisher kaum Kontakt gehabt, außer, als ich der jungen Lady in die Kutsche verholfen hatte.
Sie war ein zartes und bildhübsches Ding und es war mir eine große Ehre, sie zu ihrer Vermählung, mit dem Sohn König Umbrichs, zu eskortieren.
Die Vermählung sollte den Frieden der beiden Reiche für die nächsten Generationen sichern und zumindest Hector, der Bräutigam, schien nicht abgeneigt zu sein.
Ich sinnierte gerade darüber nach, wie sich die junge Braut fühlen musste, denn ihr zukünftiger Gemahl war gut und gerne fünfunddreißig Jahre älter, als aus den Baumwipfeln um uns herum ein starkes Rascheln entfuhr.
Ich sah Jason an, der neben mir ritt, doch dieser tat das Geräusch mit einem Achselzucken ab und witzelte, dass das nur ein Wildschwein gewesen war, wir aber keine Angst zu haben bräuchten, denn dem Tier sei genau so warm, wie uns und wäre zu träge, um uns an zugreifen.
Also richteten wir unsere Blicke weiter auf den Pfad vor uns und ritten stumm weiter.
Es vergingen nur ein paar Minuten, als mit bewusst wurde, dass es um uns herum still geworden war – sehr still.
Bis vor kurzem noch bildeten die Geräusche des Waldes eine angenehme Hintergrundkulisse aus Vogelzwitschern, Windgesäusel und sanftem Blätterrascheln.
Doch ich war so in meinen Gedanken versunken gewesen, dass mir nicht aufgefallen war, dass selbst der Wind verstummt war.
Ich blickte mich um und musterte meine Kameraden. Ihre Blicke waren wachsam, ihre Gesichter angespannt und sie besahen sich die dichten Büsche um uns herum sehr genau.
Auch ich richtete mich in meinem Sattel auf, legte meine Hand an den griff meines Langschwertes und inspizierte meine Umgebung ganz genau.
Der Wald blieb unverändert. Er leuchtete in all den schönen Grüntönen und wo das strahlende Sonnenlicht nicht hinreichte, vereinten sich dunkle Schatten, die bedrohlich am Wegesrand lauerten.
Nach einiger Zeit entspannten wir uns wieder. Zwar war der Wald noch immer stumm, aber es schien keine Gefahr zu bestehen.

Der Pfeil kam aus einer kleinen Felsformation und traf uns unerwartet. Genauer gesagt, traf es den armen Luther.
Dieser saß auf dem Kutschbock, hielt die Zügel locker in den schwieligen Händen und döste vor sich hin, ohne dem öden Weg irgendeine Beachtung zu schenken.
Der Pfeil grub sich in seine linke Augenhöhle und die geschmiedete Spitze trat wieder aus seinem Hinterkopf heraus, vom Blut rot gefärbt.
Tod fiel Luther vorn über und landete auf der Deichsel. Die Zügel glitten aus seinen leblosen Händen und verhedderten sich in der Achse. Die Pferde bäumten sich panisch auf und drehten durch, als die Zügel ihre Köpfe nach hinten zerrten.
Ich konnte das Weiße in ihren Augen sehen, als sie versuchten, sich von dieser Kraft zu befreien, die schmerzhaft an ihren Köpfen zerrte. Außer Kontrolle geraten, viel die Kutsche in ihrer Fahrt um und landete auf der Seite, während die Deichsel nachgab und brach. Die Pferde flohen, mitsamt dem Holzgestell, das sie an die Kutsche band.
Nur wenige Augenblicke waren seit dem Angriff vergangen und sobald wir einen kleinen Verteidigungskreis um die verunglückte Kutsche gebildet hatten, flogen schon die nächsten durch das Geäst.
Jason und Mortimer wurden beide in die Brust getroffen. Die stählernen Pfeilspitzen durchdrangen die dünnen Brustplatten ohne Mühe.
Beide vielen aus ihren Sätteln und tränkten bei ihrer Landung den Waldboden mit ihrem Blut.
Richards Pferd wurde von gleich zwei Pfeilen in den Hals und in die Stirn getroffen. In seinem Todeskampf warf sich das massige Tier auf die Seite und begrub seinen Reiter unter sich, der keine Gelegenheit mehr hatte, aus dem Sattel zu springen. Das Bersten seiner Knochen war über das Gewieher und das Chaos des Überfalls laut zu hören.
Ein erneuter Pfeilhagel folgte, diesmal etwas kleiner. Ich betete, dass ihnen die Pfeile ausgegangen waren und sich uns endlich zeigten.
Ich bekam jedoch keine Gelegenheit mehr, dafür zu beten, dass unseren blaublütigen Mitreisenden nichts zustoßen würde, denn schon zuckte ein heftiger Schmerz durch meine linke Schulter in meinen Körper.
Ein schwarzer Schaft, gefiedert mit zwei gelben und einer roten Feder, ragte aus meiner Schulter, genau dort, wo die Schulterplatten mit dem Brustpanzer verbunden waren.
Der Schmerz trübte mir die Sicht und ich sah nur noch verschwommen, dass auch mein Pferd mehrere Pfeile in Schulter und Hals bekommen hatte. Doch anstatt sich auf die Seite zu werfen, bäumte es sich hoch auf und trat mit den Vorderhufen in die Luft.
Überrascht durch die Reaktion des Pferdes, wurde ich in hohem Bogen aus dem Sattel geworfen und landete unsanft in den Sträuchern abseits des Weges.
Keuchend landete ich auf dem Rücken und alle Luft wurde mir aus den Lungen gepresst.
Zwischen den kleinen Zweigen des Busches, in dem ich gelandet war, welche mir das Gesicht zerschrammt hatten, konnte ich das Schlachtfeld sehen.
Tatsächlich hatten die Angreifer keine Pfeile mehr, denn der Beschuss hatte aufgehört.
Gerade, als ich zu Hoffen wagte, der Überfall sei überstanden, da brachen zwischen den Baumkronen mehr als ein halbes Duzend Männer.
Zwei rissen Jarod von seinem Pferd, während ein anderer Pascal von seinem stieß.
Beide wurden nebeneinander auf die Knie gezwungen, jeder mit einer Klinge am Hals.
Die Gruppe hatte sich um die Kutsche geschart. Ich wurde nicht beachtet, entweder hielten sie mich für tot, oder ich war zu gut versteckt und wurde übersehen.
Mein Blick war immer noch unscharf, aber ich hörte, wie die Türe der Kutsche, die sich nun oben befand, aufgezerrt wurde und Josephine und ihre Zofe von zwei weiteren Banditen aus der Kutsche gezerrt wurden.
Der Anführer – ich erkannte ihn, weil seine Kleidung nicht so zerlumpt war, wie die der Anderen – stand mit dem Rücken zu mir, sodass ich sein Gesicht nicht sehen konnte.
Erneut kamen zwei weitere Männer heran, diesmal mit einigen Pferden im Schlepptau. Die Frauen wurden gefesselt und geknebelt, denn Josephin schrie, wie am Spieß, und wurden dann wie zwei Säcke Mehl über den Rücken eines der Pferde gewuchtet.
Jarod und Pascal ließen ihr Leben, als ihre Wachen ihnen die Hälse durchschnitten.
Ich rührte mich nicht und merkte schon, dass der Blutverlust und die schwüle Hitze nicht gut waren, denn langsam verlor ich das Bewusstsein.
Die Augenlieder wurden mir unerträglich schwer und während die Bande davon ritt, wurde ich endgültig bewusstlos.
Yeah, ich hab es endlich mal wieder geschafft, eine Geschichte zu veröffentlichen.
Nicht, dass ich untätig war, aber ich habe in letzter Zeit hauptsächlich für Wettbewerbe geschrieben. Diese hier gehört aber jetzt endlich wieder euch, liebe Leser/innen.
Viel Spaß damit :D
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Carney,
irischer Name, Bedeutung: der Siegreiche.
© 2012 - 2024 bejay89
Comments6
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whisperofstars's avatar
Ich finde die Geschichte bin jetzt cool. Ich interessiere mich sehr für Mittelalter und bin selbst Besitzer eines Langbogens und eines Satzes Pfeile. Aber jetzt zum Text an sich:
Du erzählst schön und anschaulich, wenn auch manchmal etwas knapp. Auf jeden Fall werde ich mir die anderen Kapitel auch noch durchlesen.
Übrigens, ein kleiner Fehler: ...Es vergingen nur ein paar Minuten, als mit bewusst wurde... Es müsste doch heißen: Als miR bewusst wurde, oder? (z. 22 von Oben) ;)